– Historie –

Historie des Hauses Neue Sülze 24

Das Gebäude des Hotels „Anno 1433“ liegt an der Ostseite der Straße Neue Sülze, die die historische Stadtgrenze der Altstadt unter der Burg darstellte. Im 12. Jahrhundert erfolgte durch wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt eine planmäßige Stadterweiterung in Richtung Osten. In dieser Zeit entstanden die ersten Gebäude auf der Ostseite der Straße, wohl noch als eingeschossige Fachwerkbauten.
Durch den Verkauf des begehrten Lüneburger Salzes bildete sich sehr bald ein Patriziat, welches sich seit dem frühen 14. Jahrhundert den Bau von 2-geschossigen massiven Gebäuden leisten konnte.

Der Gebäudetyp war dabei das Dielenhaus, welches in erster Linie dem Gewerbe diente. Das Erdgeschoss bestand aus einer hohen Diele, welche über ein hohes Fenster auf der Rückseite belichtet wurde. In die Diele war seitlich die sog. Döns eingestellt, ein kleinerer und niedrigerer Raum, der über einen Kachelofen beheizt werden konnte. Der Kachelofen wurde über die benachbarte Feuerstelle der Küche beheizt, so war dieser Raum als einziger im Haus warm und rauchfrei. Das Obergeschoss war nur gering unterteilt, eine Privatsphäre und Wohnlichkeit, wie wir sie heute kennen gab es nicht. Die Fassade zeigte den seit der Mitte des 14. Jahrhunderts beliebten gotischen Staffelgiebel. Das Grundstück war noch relativ groß, der hintere Bereich wurde über eine seitliche Durchfahrt erschlossen.

Die Geschichte dieses Hauses setzt 1433 ein, als ein massives, 2-geschossiges Gebäude als Ersatz eines älteren erbaut wurde. Dabei wurden auch Baumaterialien wie Balken und Ziegelsteine des Vorgängerbaues wieder verwendet.
Der Neubau ist, wie wohl auch der Vorgängerbau, wieder als 2-geschossiges Dielenhaus mit linksseitiger Döns und Kochstelle sowie einem weiteren Raum über der niedrigen Döns errichtet worden. Die Deckenbalken der breiten Diele werden von einem kräftigen Unterzug gestützt, der Unterzug wiederum von ein oder zwei kräftigen Stützen mit Kopfbändern.

Der Erbauer ist nicht bekannt, jedoch wird in den Steuerbüchern 1476 Hanns van Rethems als Eigentümer genannt. Im 16. Jahrhundert gehörte es der Lüneburger Patrizierfamilie Viscule, deren Tochter Elisabeth 1566 den Lüneburger Bürgermeister David von Braunschweig heiratet. 1575 werden beide Eigentümer des Gebäudes und lassen es, dem Zeitgeschmack entsprechend, grundlegend umbauen.
Jetzt wird es auch Wohnhaus. Der mächtige Unterzug wird durch eine Fachwerkwand ersetzt, die die Diele jetzt in 2 Hälften teilt. Die Döns wird ein repräsentativer, hoher Raum, der heute noch zu erkennen ist, die Küche wird ein eigener Raum, so dass der Rauch der Feuerstelle nicht mehr durch das ganze Haus zieht. Neben der Küche entsteht nach hinten ein weiterer Raum und die linke Seite bekommt ein Zwischengeschoss, um die Wohnfläche zu erhöhen. Das Obergeschoss wird in mehrere Räume unterteilt, die jetzt überwiegend dem Wohnen dienen und reich ausgemalt werden. Die heute noch zu sehenden Reste der Malerei entstammen im wesentlichen aus dieser Zeit. Der Dachboden bleibt als Lagerfläche erhalten und wird nicht ausgebaut. Die seitliche Durchfahrt wird jetzt ebenfalls überbaut, weil Räume für einen repräsentativen Haushalt benötigt werden, die Durchfahrt bleibt noch erhalten.
Nach mehreren Eigentümerwechseln, u. a. 1661 durch den Secretarius Casper Borcholt und 1667 durch den Secretär von Broitzen wird es 1693 vom damaligen Eigentümer Johann Gülden an Dr. Georg Brasch verkauft. Dieser lässt es wiederum, da es inzwischen etwas altmodisch geworden ist, weiter umbauen und passt es dem barocken Zeitgeschmack an. Nun verschwindet auch die Feuerstelle in der Küche. Es werden Schornsteine eingebaut und Kachelöfen aufgestellt. Die Küche bekommt einen Kochherd. Es wird ein repräsentatives Wohnhaus, wie es dem Lüneburger Großbürgertum zusteht und dessen Raumstruktur noch heute zu erkennen ist.

Weitere Eigentümerwechsel folgen, u.  a. :

1740 – durch den Superintendenten Raphel
1764 – durch den Major und Artillerie-Kapitän Joh. Konrad Fischer
1796 – durch Johann Christian Beyer
1833 – durch den Obergerichtsanwalt Dr. Joh. Friedr. Karl Ernst Beyer
1864 – durch den Rector a. D. Dr. Kohlrausch

In der Mitte bis zum Ende des 19. Jahrhundert erfolgen weitere Umbauten und Ergänzungen. Alte Fachwerkwände werden erneuert, in die rechte Hälfte der Diele wird eine Zwischendecke eingezogen und das Dachgeschoss wird ausgebaut. Die Malereien des 17. Jahrhundert sind schon lange verkleidet oder verschwunden und die Spuren früherer Jahrhunderte verschwinden hinter Verkleidungen.
Das Gebäude wird Geschäfts- und Wohnhaus.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts erfolgen weitere Veränderungen, die die Geschichte immer weiter verwischen und kaum noch etwas von der wechselvollen Vergangenheit erahnen lassen.

Die Restaurierung durch die Fam. Blancke in den Jahren 2015 / 16 hat dem Gebäude seine Geschichte wieder gegeben. Wer heute durch das Gebäude geht, findet überall die Spuren früherer Bautätigkeit:

– Im Frühstücksraum die alte hohe Diele
– Im Zimmer 3 die alte Döns des 16. Jahrhunderts
– Im Zimmer 2 das hohe Dielenfenster
– Im Zimmer 8 & 9, sowie im Treppenhaus des 1. Obergeschosses die Reste der Deckenmalerei von 1575
– Im Zimmer 6 & 8 die Bogennischen von 1433
– Im Eingangsbereich die überbaute Durchfahrt (Rezeption/Flur)

So zeigt sich das Hotel Anno 1433 heute als ein Haus mit einer fast 600- jährigen Kultur- und Baugeschichte.

Link zur Straße Neue Sülze:
Der Name leitet sich her von einer weiteren Solequelle (Sülze = Saline, Sülzbetrieb), die etwa auf der Fläche des Parkplatzes schräg gegenüber dem Hotel um 1273 entdeckt wurde. Diese Saline ist von 1382 bis 1388 in Betrieb gewesen, dann wurde sie wieder geschlossen. Die alte Saline, die eine der ergiebigsten im nordeuropäischen Raum war, ist wohl zwischen 800 und 900 entdeckt worden und bis zu ihrer Stilllegung 1980 fast ununterbrochen in Betrieb gewesen. Das Salzmuseum erinnert an die wechselvolle Geschichte.